Aus dem GARTEN DER LÜSTE
von Claudia Hoffmann
Die Bilder von Monica Bohlmann zitieren in einer ganz eigenen Art und Weise Motive aus dem Triptychon “Garten der Lüste” von Hieronymus Bosch. Der Anlass zu diesem Bilderzyklus war für Monica Bohlmann eine Situation, die ihre Entsprechung auf der rechten Seite des Triptychon von Bosch, dem Höllenbild, findet:
Es war der 11. September 2001. Die Fernsehbilder der Terroranschläge riefen bei ihr sofort die Erinnerung an dieses apokalyptische Motiv aus dem Mittelalter wach.
Die Bilder von Monica Bohlmann haben einen langsam wachsenden Entstehungsprozeß.Ölfarbe und in flüssigem Wachs gebundene Pigmente werden in vielen Schichten lasierend auf die Leinwand aufgetragen. Auf diese Weise entsteht ein tiefer Farbgrund. Formen, Muster und Farbigkeiten aus dem “Garten der Lüste” von Hieronymus Bosch wurden von ihr teilweise übernommen. Diese willkürlich aufgegriffenen Bildfragmente finden einerseits durch die spezielle Maltechnik zu einer neue Übersetzung, andererseits gelangen sie durch die Wahl des jeweiligen Ausschnittes in der Vergrößerung zu einer eigenständigen Komposition.
Für Monica Bohlmann sind die Zitate zunächst ein formaler Anlaß, um den Malprozeß zu beginnen; dann ist es die Freude daran, den Pinsel so zu führen, dass die zum Vorbild genommenen Formen entstehen. Es ist die Lust daran, in der Farbe zu schwelgen, es ist das empfundene Glück dabei, das Bild allmählich aus der Farbe entstehen zu sehen.
Das Malen als lustvolles Tun – im Garten der Lüste –Die Ambivalenz, die das Malen zum Titel von Boschs Triptychon “Garten der Lüste” hat, liegt auf der Hand? Teilweise.Auch wenn es die lustvollen Phasen selbstvergessener Hingabe in Monica Bohlmanns Bildern gibt, ist ihre Malerei gleichzeitig ein bewusstes Tun. Es erfordert differenzierte Wahrnehmung und klare Entscheidungskriterien. Ihre Bilder erzählen von dem irdischen Paradies nach dem Sündenfall. Das ist ein Garten, der immer wieder neu geschaffen werden muß aus der Betrachtung der Welt heraus und dem Gespräch mit dem Gegenüber. In diesem Garten gibt es Wachstum und Vergänglichkeit, Licht und Schatten, Schönheit und Verderbliches. Nichts bleibt ausgeschlossen, was in der Fülle der Welt zu finden ist.
Die Bilder dieser Ausstellung erzählen von dem Drama, in dem das schicksalhaft Erschütternde ebenso wie das Beglückende teilhaben. Die Art und Weise, wie davon erzählt wird, bringt die Dinge aber nicht nur in ein spannendes, sondern vor allem in ein hoffnungsvolles Gleichgewicht. Für mich ist das eine besonders schöne Erfahrung, die mir die Bilder von Monica Bohlmann in dieser Ausstellung ermöglichen.
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